Elias: Große Emotionen in der Marienkirche

Husum – Gänsehaut-Momente gab es gestern in der Marienkirche: Vor vollem Haus führte die Husumer Stadtkantorei gemeinsam mit der Kantorei Büsum-Wesselburen das Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy auf. Das Werk erzählt die Geschichte des alttestamentlichen Propheten, der im Ringen um den rechten Glauben in Israel an seine Grenzen gerät und am Ende von Gott mit „feurigen Rossen“ in den Himmel heimgeholt wird.

Scharfe Konflikte im alten Israel
Elia wirkt im Nordreich Israel um 870 bis 850 vor Christi. Als Prediger des wahren Gottes setzte er sich mit dem Baals-Kult auseinander, der von König Ahab protegiert wurde. Dabei kam es zu dramatischen Szenen zwischen dem Propheten und den Baals-Anhängern. Felix Mendelssohn-Bartholdy goss 1846 diesen Stoff in eine meisterliche, musikalische Erzählung.
In der Marienkirche gab Ulf Bästlein den Elias. „Rufet lauter!“, spornte er den Chor an, als dieser in der Position der Baals-Anhänger um Regen flehte. Bästlein verstand es, seinen Bass mit dem feinen Spott zu würzen, den Mendelssohn dem Elias angediehen hatte. Der Funke zwischen dem Solisten und dem Chor sprang über, vor den inneren Augen der Zuhörer entstand das Bild einer scharfen Auseinandersetzung auf dem Karmel, an deren Ende es der Gott Elias ist, der der Dürre ein Ende setzt und den so sehr erflehten Regen schenkt.

Zauberhafte Solisten
Besonders anrührend bei diesem Werk sind die Duette und Quartette, die Mendelssohn überaus sparsam orchestriert. Martina Möbius (Sopran) und Katharina Sternberg (Alt) intonierten gemeinsam mit Chorsängerin Ilse Bublitz das berühmte „Hebe deine Augen auf zu den Bergen“. Für das Doppelquartett „Denn er hat seinen Engeln“ kamen noch die Chorsänger Friedemann Magaard und Harald Meyenburg dazu. Michael Gehrke (Tenor) setzte sich als König Ahab stimmgewaltig mit dem streitbaren Propheten auseinander. Und als Knabe, der nach Regen Ausschau hält, stieg Hanna Leonora Hollesen sogar in die Kanzel.

Die musikalische Leitung lag bei Gunnar Sundebo und Kai Krakenberg
Die Lübecker Sinfonietta spielte kraftvoll und konzentriert. Die Aufführung des Elias war ein Gemeinschaftsprojekt der Kantoren Kai Krakenberg (Husum) und Gunnar Sundebo (Wesselburen). Die Kantoreien hatten sich fast ein Jahr lang mit ihren Chorleitern vorbereitet und führten das Stück am Freitag bereits in der Wesselburener St. Bartholomäus-Kirche unter Leitung von Gunnar Sundebo auf. In Husum dirigierte Kai Krakenberg und verhalf der gut zweistündigen Inszenierung zu großen Emotionen.