Streetworker trotzen Corona

Das dreiköpfige Team der Husumer Streetworker, bestehend aus Marco Treptow, Antje Fredrich und Jörn Muschketat, zieht Lehren aus dem Corona-Lockdown für die weitere Arbeit: „Die Krise hatte auch etwas Gutes“, sagen die drei Mitarbeitenden des Diakonischen Werks Husum. Sie habe einerseits Entschleunigung beschert und die Wertschätzung menschlicher Beziehungen gesteigert. Andererseits haben sich die „Lebenswelten der Klienten und Klientinnen“ verschoben, sie seien nicht starr, sie ändern sich – so wie die Menschen selbst – in einem ständigen, dynamischen Prozess. „Wir reagieren auf den geänderten Bedarf, ziehen Bilanz und nehmen eine neue Standortbestimmung ‚nach Corona‘ vor.“ Die „Sichtung neuer Handlungsweisen“ erfordere viel Flexibilität und eine enorme Beobachtungsgabe, die ausgezeichnet gelinge, lobt DW-Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk „ihr“ Streetwork-Team.

Die „neue Standortbestimmung“ bedeutet für das Team, den Fokus verstärkt auf die aufsuchende Arbeit auf der Straße zu legen, wobei der Streetwork-Pavillon an der Kidderminster-Brücke am Bahnhof das Bindeglied ist zwischen den virtuellen Netzwerken, den Streetworkern und der Straßensozialarbeit an sich. „Wir beleben unsere Kontakte neu“, so Jörn Muschketat. „Wichtig ist es zu schauen, wo sich Jugendliche im öffentlichen Raum treffen. Wir nehmen die traditionellen Plätze in Augenschein, um mit den jungen Menschen wieder intensiv ins Gespräch zu kommen.“ Dabei gehe es, so Treptow, um die reine, vertrauensbildende Kontaktaufnahme, um den „kleinen Schnack“, der so wichtig ist und im Rahmen dessen nach den Bedürfnissen gefragt werden und verschiedene Dinge, die gerade „obenauf“ sitzen, thematisiert werden können.

Nachdem der Lockdown ein „Vakuum“ geschaffen habe, in dem der Pavillon geschlossen und die aufsuchende Arbeit flachgefallen sei, habe es einen längeren Prozess gebraucht, bis neue Kontaktwege gefunden worden seien, erläutert Antje Fredrich. „Wir haben die Zeit genutzt, um beispielsweise einen Instagram-Account zu entwickeln, der heute von den jungen Menschen sehr gut angenommen wird, neue Denkanstöße liefert und die Gelegenheit bietet, offene Fragen zu diskutieren.“ Über Video-Konferenzen erfolgte in der Akutphase der Austausch mit anderen Stellen: „Das hat uns gezeigt, dass wir nicht allein waren. Diese Möglichkeit der Kommunikation wird weiterhin vom Team genutzt und ist sehr hilfreich.“ Dennoch: „Der persönliche Kontakt ist durch nichts zu ersetzen, in Video-Schaltungen geht das ‚face-to-face‘-Gefühl verloren“, so Marco Treptow. Auch die Niedrigschwelligkeit werde durch die Vielzahl der einzuhaltenden Vorschriften schwieriger.

Doch bleibt der Streetwork-Pavillon der zentrale Anlaufpunkt: „Wir haben das ‚Kiosk-Fenster“ wiederbelebt. Es bietet Möglichkeiten zum Schnacken, und man kann dabei auch mal gemeinsam Kekse knuspern. Das funktioniert immer. Oder wir setzen uns bei guter Witterung nach draußen, um mit den Jugendlichen zu sprechen“, sagen Antje Fredrich und Marco Treptow. Ein Kompromiss ist in der jetzigen Phase der Montagnachmittag, an dem der Pavillon von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet ist. Telefonisch ist die Anlaufstelle unter 04841-80 55 404 zu erreichen. Außerdem stehen die Mitarbeitenden unter diesen Telefon-Nummern zur Verfügung: Antje Fredrich unter 0162-8812916, Jörn Muschketat unter 0179-6452643 und Marco Treptow unter 0151-40013219.

Zum Foto: Antje Fredrich, Marco Treptow und Jörn Muschketat (v.l.n.r.) machen es vor: Die Kontaktaufnahme zu den Mitarbeitenden des Streetwork-Pavillons ist auch über das „Kiosk-Fenster“ möglich! Text und Bild: Sonja Wenzel