Verschieden und doch verbunden

Kann man sich in ein Land verlieben? Ja, man kann, sagt Susanne Kunsmann vom Evangelischen Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland. Seit sie vor zehn Jahren zum ersten Mal in Tanzania war, ist sie von diesem Land, seinen Menschen und seiner Kultur erfüllt. Es habe ihre Sicht auf viele Dinge verändert, erklärt sie im Gespräch, immer noch sei sie eine Lernende. Um diese Erfahrung auch jungen Menschen zu ermöglichen, hat sie nun zum dritten Mal eine Begegnungsreise für Jugendliche und junge Erwachsene nach Ostafrika organisiert.

Mitbewohner statt Gäste
„Zum ersten Mal ist es gelungen, die jungen Menschen in Familien unterzubringen“, sagt Susanne Kunsmann. Dass das bisher schwierig war, hängt mit den großen, kulturellen Unterschieden zusammen. Denn der Pädagogin war es wichtig, dass die jungen Deutschen nicht zu Gast in den Familien sein sollten, sondern sie sollten richtig einsteigen in das wirkliche Leben einer Familie in Tanzania. Das stellt Einheimische und Besucher vor große Herausforderungen. Denn den Tanzaniern ist Gastfreundschaft eines der höchsten Werte, sie hätten normalerweise Stein und Bein in Bewegung gesetzt, um es ihren Besuchern so angenehm wie möglich zu machen. Das sollten sie aber gerade nicht. Und so erlebten die jungen Deutschen zum Beispiel hautnah, dass Frauen und Mädchen in der tanzanischen Gesellschaft keineswegs gleichberechtigt sind.

Menschenrechte als Thema
„Unser Thema waren die Menschenrechte mit dem Fokus auf Gleichberechtigung unterschiedlicher Menschengruppen wie Alt und Jung, Behinderte und Nichtbehinderte, Männer und Frauen“, sagt Susanne Kunsmann. Dabei war ihr wichtig, die Unterschiedlichkeit der Kulturen einfach erst einmal wahrzunehmen und zu spüren, was das mit einem macht. „Als ich das erste Mal nach Tanzania fuhr, da hatte ich auch noch die Haltung, den ‚armen‘ Menschen da helfen zu wollen“, erinnert sie sich. „Das ist aber die falsche Einstellung. Wir sind nur ein kleiner Teil dieser Welt und haben nicht die Wahrheit gepachtet.“ Und nicht jede westeuropäische Errungenschaft sei ohne Schaden nach Zentralafrika übertragbar.

Lernende sollten sie sein
Lernende sollten sie sein, die acht Teilnehmer der Jugendbegegung, zwischen 16 und 26 Jahren waren sie alt. Das Projekt dauerte drei Wochen. „Die Reise wird mich definitiv ein Leben lang prägen“, sagt Timo Jacobsen (26), der von Beruf Erzieher ist. „Die unterschiedliche Kultur, die fantastische Landschaft, die tansanische Lebensfreude; alle Erfahrungen und auch alle Kulturschocks sind wirklich eine Bereicherung.“ Von „Erinnerungen fürs Leben“ spricht die 19jährige Lilian Geiger. Und auf der anderen Seite freut sich Pastor Lusanjano Sanga, Director youthdepartment der Konde-Diözese, für seine jungen Leute. „Sie waren glücklich, mehr über die Menschenrechte zu erfahren“, sagt er.
„Auf die kulturellen Unterschiede kommt es mir an“, sagt Susanne Kunsmann. „Wenn junge Menschen das verstanden haben, dann gehen sie mit offenen Augen und offenen Herzen durch das Land und sehen viel mehr als bei einer touristischen Pauschalreise.“